Mit dem in Frankfurt geborenen Ernst Weil (1919-1981) stellt das Museum Giersch der Goethe Universität eine interessante künstlerische Position der deutschen Nachkriegszeit vor. Nach dem Zweiten Weltkrieg an der Münchener Kunstakademie ausgebildet, orientiert sich Weil zunächst an der Klassischen Moderne und arbeitet als Grafiker und Raumgestalter. Von 1957 bis 1965 lebt er in Frankreich, wo er zu einer freieren Malweise gelangt. Immer wieder ist Weil in dieser Zeit mit seinen Arbeiten bei den Ausstellungen der Frankfurter Sezession präsent. 1965 kehrt der Künstler nach Deutschland zurück, um in Nürnberg eine Professur für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste anzutreten, wo er sich mit der Entwicklung einer eigenen Farblehre beschäftigt. Seine späten Landschaften und figurativen Bilder zeichnen sich durch ihre gestischen Züge, rhythmischen Verstrebungen im Raum und ihr sensibles Kolorit aus. Sie lassen sich nicht nur als Resümee der Moderne, sondern auch als Brücke zur Malerei der „Jungen Wilden“ der 1980er Jahre deuten.
Weil gehörte keiner Schule an, seine Kompositionen verlieren trotz hohem Abstraktionsgrad nie den Bezug zur wahrnehmbaren Umwelt und verbinden spontane Geste und sorgfältige Konstruktion. Gerade diese Uneindeutigkeit macht ihn für die heutige Zeit interessant. Weils vitales Œuvre – bislang nur abseits des Kanons der Kunstgeschichte wahrgenommen – wird in dieser großen Retrospektive gewürdigt, die neben der Malerei auch einen Schwerpunkt auf Weils grafische und angewandte Arbeiten legt.